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Danke Leipzig, danke Deutschland! |
„1813 – Kriegsfeuer“ erlebte seine eindrucksvolle Premiere vor 1400 Zuschauern an einem ganz besonderen Ort: in der Leipziger Nikolaikirche. Das war eine große Ehre für mich. Danken möchte ich auch den Lesern aus ganz Deutschland, die mit ihrem Interesse meinen Roman sofort bei Erscheinen auf die Bestsellerlisten brachten. Die Resonanz ist überwältigend. |
Ein Roman wider den Krieg |
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Frühjahr 1813: Fast ganz Europa stöhnt unter der drückenden Herrschaft Napoleons. Da die Grande Armée auf dem Russlandfeldzug vernichtend geschlagen scheint, entschließen sich Preußen und Russland zum Gegenangriff. Doch das Militärgenie Napoleon kann das Ruder noch einmal herumreißen. Nach den ersten zwei großen Schlachten im Frühjahrsfeldzug müssen sich die russisch-preußisch Allierten hinter die Neiße und Spree zurückziehen. |
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![]() Die neueste atemberaubende Sehenswürdigkeit in Leipzig: Yadegar Asisis Panoramabild "Leipzig 1813 - In den Wirren der Völkerschlacht" (hier in der Nachtstimmung). Wer genau hinschaut, wird an mehreren Stellen in dem überwältigenden Kunstwerk auch Henriette entdecken - und beim Lesen der Schlusskapitel des Romans einige Details aus dem Panorama. Yadegar Asisi und ich haben auf bisher einmalige Art Bild und Buch miteinander verwoben. Foto: Tom Schulze © asisi |
Mediales Crossover – Panoramabild und Roman miteinander verwoben
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Mythen, Lügen und Vergessen Wussten Sie, dass Napoleon seine vernichtende Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 durchaus nicht als solche betrachtete? Eigentlich sei es ein Sieg gewesen, behauptet er in seinen Memoiren. Na gut, ein geordneter Rückzug. Doch selbst am 18. Oktober habe ihm der Sieg noch gehört. Aber dann sei die gesamte sächsische Armee zum Feind übergelaufen, mit sechzig Kanonen, die sofort auf die eben noch verbündeten Franzosen gerichtet worden seien. Ein solcher Verrat müsse ja den Ruin bewirken! |
Antikriegsroman statt Schlachtenepos Für die website www.droemer-knaur.de interviewte mich Alexandra Plath zum neuen Buch. Hier Auszüge daraus:
Im Oktober dieses Jahres gedenken wir der Völkerschlacht bei Leipzig zum 200. Mal. Wie haben Sie sich diesem epochalen Ereignis genähert? Zuerst einmal habe ich mir einen Überblick über den Ablauf der Ereignisse und die beteiligten Seiten verschafft und mich dann in Augenzeugenberichte vertieft, um das Geschehene visuell und emotional zu erfassen.
Herausgekommen ist kein „Schlachtenepos“, sondern ein großer Antikriegsroman. War das von vorne herein Ihre Intention? Ja, natürlich. Es geht gar nicht anders. Man kann das heute nicht mehr glorifizieren. Diese Schlacht ist fast zweihundert Jahre lang zu etwas verklärt worden, das sie definitiv nicht war: als „Befreiungskampf“ oder gar „Freiheitskampf“. Für die Herrschenden war es von Anfang an nichts anderes als ein Kampf um Macht und Land. Alle, die glaubten, dort für Ideale zu kämpfen, für Reformen, Freiheit und ein einiges deutsches Vaterland, wurden getäuscht und missbraucht. Das ist - neben den unzähligen Toten und Verstümmelten, neben den verwüsteten Landstrichen - das besonders Tragische daran. Und das musste ich zeigen.
Unvorstellbar und grausam, wie viele Menschen in jenen Jahren unter Krieg, Besatzung und Gewalt leiden mussten. Hat Sie die Beschreibung dieses Leides nicht teilweise zur Verzweiflung gebracht? Es war manchmal wirklich kaum zu ertragen, die Augenzeugenberichte zu lesen. Beschönigen durfte ich nichts. Aber man muss als Autor schon überlegen, wie und wo man Lichtpunkte setzt. Und in den ersten zwei Dritteln des Buches gibt es ja sehr viel ziviles Leben, es wird auch gelacht und geflirtet, es gibt ironische Momente, Tanzstunden, sogar einen Ball, den ich mir nicht eigens für die Leserinnen ausgedacht habe, sondern der tatsächlich stattgefunden hat - wenngleich er eine sehr spezielle Note hatte, wie Sie feststellen werden.
Auf beeindruckende Weise stellen Sie in dem Roman das Leid der kleinen Leute dem Machtstreben und dem Zynismus der Mächtigen gegenüber. Verstehen Sie sich als Advokat der einfachen, „normalen“ Leute? Unbedingt. Ein Buch über die Völkerschlacht bei Leipzig mit Erscheinungsjahr 2013 kann nie und nimmer zum Ruhm von Königen und Kaisern gedacht sein.
Im Nachwort betonen Sie, dass der Großteil der Personen, die in Ihrem Roman vorkommen, wirklich gelebt hat. Wie sind Sie auf sie gestoßen? Manche - wie Napoleon oder Blücher - sind natürlich gesetzt. Einige habe ich gezielt gesucht, wie zum Beispiel den Buchdrucker Gerlach, weil ich den Themenkreis Bücher - Zeitungen - Zensur einbringen wollte, der wichtig für das Verständnis jener Zeit ist. Auf andere stieß ich bei den Recherchen und habe dann sehr tief gegraben, um mehr über sie herauszufinden. Bei manchem hatte ich das Gefühl, der ist vergessen befohlen worden. Aber mein Instinkt sagte mir: weiter suchen, hier steckt eine spannende Geschichte! Und was ich dann fand, hätte niemand dramatischer erfinden können. Es war atemberaubend, was da zum Vorschein kam und wie alles miteinander verknüpft war.
Daneben zeichnen Sie auch eindrucksvolle Porträts der Herrschenden und Mächtigen. Viele historische Figuren erscheinen dabei in einem neuen Licht – von Napoleon über den sächsischen König Friedrich August I. bis zu Graf von Metternich. Worauf basieren Ihre Darstellungen und Charakterisierungen? Wie gesagt, die Historiker bewerten diese Ära mittlerweile komplett neu. Also war die neueste Forschung das Maß der Dinge; nicht die verklärten Darstellungen, die sich in der Vergangenheit jede Generation so zurechtgebogen hat, wie es gerade passte. (...)
Gibt es Passagen, die sie besonders gerne mögen? Ich denke, das Treffen zwischen Napoleon und Metternich im Sommer in Dresden ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kabinettstückchen geworden. Die - etwas außergewöhnliche - Ballszene habe ich auch mit Genuss geschrieben. Und die atemberaubenden Ereignisse um die Festung Torgau vom Mai 1813. Die Leser werden sich auch den Rittmeister von Colomb sehr mögen. Er hat wie sein historisches Vorbild nicht nur Kompetenz, sondern auch diesen trockenen Humor, der im Originaltagebuch zwischen den Zeilen hervorblitzt. Und dann, so hoffe ich, sind mir einige sehr berührende dramatische Szenen gelungen, wie die letzte Begegnung zwischen Körner und Thielmann und etliches von dem, das Henriette erlebt.
Was bedeutet Ihnen dieses Buch persönlich? (…) 1813 war ein Wagnis und eine Herausforderung. Aber es liegt mir sehr am Herzen, dass diese Geschichte endlich einmal erzählt wird, frei von Pathos und Heldenverklärung. Mit meinem Buch kann ich auf der Grundlage von Dokumenten Menschen rehabilitieren, die bislang zu Unrecht als Verräter galten, packende Schicksale und Ereignisse dem Vergessen entreißen - wie die Schlacht um Dresden vom August 1813, von der sicher die meisten noch nie gehört haben und die in ihrer Dramatik der Leipziger kaum nachsteht …
Im Nachwort kündigen Sie bereits eine Fortsetzung an. Können Sie uns ein wenig darüber verraten? Natürlich ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt. Der Einzug der Alliierten am 19. Oktober in Leipzig ist zwar ein Markstein, aber noch lange kein Schlusspunkt. Napoleon ist zwar geschlagen, aber noch nicht aus dem Land getrieben; der Krieg geht also weiter, und das größte Elend steht Leipzig noch bevor. Europa wird neu aufgeteilt, Sachsen gespalten und zur Hälfte von Preußen vereinnahmt. Und auch im Schicksal etlicher meiner Protagonisten gibt es Cliffhanger, für die die Leser hoffentlich Auflösung erwarten. Die Fortsetzung wird quasi eine Minute nach Ende dieses Buches einsetzen und bis zum Wiener Kongress gehen.
(Das vollständige Interview finden Sie unter www.droemer-knaur.de) |
Ein Symbol für Versöhnung - Gedanken zum 20. Oktober 2013 bei Leipzig Eine beeindruckende Vorführung lebendiger Geschichte gaben die nahezu 6000 Aktiven aus 27 Ländern am 20. Oktober und an den Tagen zuvor in den internationalen Biwaks in Markkleeberg südlich von Leipzig. Anders als ihre Vorfahren vor 200 Jahren kämpften sie nicht gegeneinander, sondern gedachten gemeinsam der Ereignisse vor 200 Jahren. Hier einige Fotoimpressionen; mehr unter www.leipzig1813.eu |
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Über Friedensfeuer, Erinnerungskultur und dem Umgang mit Geschichte
Zwei Äußerungen, die symbolhaft dafür stehen, was die vielen Aktiven aus fast ganz Europa und sogar aus Übersee auf dem historischen Gefechtsfeld südlich von Leipzig hierher brachte, warum sie all die Strapazen einer Zeitreise ins Jahr 1813 einschließlich der kalten Oktobernächte im Zelt auf sich nahmen. Sie beschäftigen sich auf aktive Art mit Geschichte, wollen das Leben ihrer Vorfahren verstehen lernen, betreiben dafür akribische Forschungen und legen Wert auf Authentizität bei jedem Ausstattungsstück. Das wird von vielen Historikern inzwischen als eine Art „experimenteller Archäologie“ anerkannt, und davon konnten sich in den Biwaks tausende Besucher überzeugen. Viele nutzten die Gelegenheit, mit den Uniformierten ins Gespräch zu kommen, und erlebten dabei auch sinnliche Eindrücke, die sie so schnell nicht vergessen werden - wie schwer zum Beispiel ein Infanteriegewehr jener Zeit war und mit wie wenig ein Soldat auskommen musste, der seine ganze Habe im Tornister mit sich trug und vielleicht tausend Kilometer weit weg von seinem Zuhause war. Die Intention des Verbandes Jahrfeier Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e.V. zeigte sich nicht nur in dem Motto „Kriegsfeuer 1813 - Friedensfeuer 2013“, sondern auch am 16. Oktober vor Auerbachs Keller. Vor einem der berühmtesten Restaurants der Welt hatten sich 250 Aktive in historischer Uniform und unzählige Leipziger versammelt. Alle Glocken läuteten, dann wurden Friedensfeuer entzündet und von Reitern in die Biwaks getragen. Ein Gänsehaut-Moment für alle, die dabei waren. Bei der historischen Gefechtsdarstellung am 20. Oktober wurden viele militärgeschichtliche Details der Leipziger Schlacht in die Planung einbezogen und in bemerkenswerter Exaktheit dem Publikum gezeigt. Doch abgesehen davon, dass natürlich niemand zu Schaden kam, gab es noch etwas, mit dem die Organisatoren bewusst von der Geschichte abwichen. Es gab diesmal keine Sieger und Verlierer, sondern das Gefecht endete mit einer symbolhaften Geste, die vor 200 Jahren undenkbar gewesen wäre: Napoleon und Blücher reichten sich als Zeichen der Versöhnung die Hand. Dann läuteten die Glocken zur Gedenkminute für die vor zweihundert Jahren Gefallenen jeglicher Nation, nehmen die Männer ihre Kopfbedeckung ab. Noch ein Gänsehaut-Moment, nicht nur für die Aktiven aus rund 400 Vereinen weltweit, sondern auch für viele tausend Zuschauer. Manchem standen die Tränen in den Augen. Kamen am Freitag und Samstag schon Interessenten zu Tausenden in die Biwaks, um ihre Fragen zum Soldatenleben anno 1813 loszuwerden, so wurden die Organisatoren am Sonntag, dem Tag der historischen Gefechtsdarstellung, vom Besucherstrom geradezu überrannt. Als schon 35.000 Gäste auf dem Gelände waren, musste der Kartenverkauf aus sicherheitstechnischen Gründen gestoppt werden; für mehr war das riesige Gebiet in Markkleeberg nicht zugelassen. Tausende mussten unverrichteter Dinge wieder umkehren - sehr zu ihrer eigenen Enttäuschung und der des Verbandes. Mit solch einem Besucherstrom hatte niemand rechnen können, nicht einmal in den kühnsten Träumen. Aber so bedauerlich es ist, dass viele diesen großartigen Tag nicht miterleben durften: Die Leipziger hatten mit den Füßen abgestimmt! Sie wollten das sehen, trotz der in den Wochen zuvor künstlich aufgeheizten Debatte gegen das Reenactment, also diese Art von lebendiger Geschichtsdarstellung. In vielen anderen Ländern ist das ein ganz selbstverständlicher und wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur. Zum Beispiel in Polen, woher mehr als 400 bis ins letzte Detail authentisch gekleidete Teilnehmer kamen, in Russland, woher sich 1300 Aktive angemeldet hatten, in Belgien, wo die Briten regelmäßig ihren Sieg von Waterloo nachvollziehen, auch wenn der eigentlich in Belle Alliance stattfand und vor allem Blüchers Sieg war. Ganz zu schweigen von der Selbstverständlichkeit und Begeisterung, mit der die Amerikaner viele ihrer bedeutendsten Schlachten nachgestalten. Welche Art von Gedenken und Erinnern ist der Dramatik der Ereignisse angemessen? Gedenken und Erinnern setzt zuallererst eine Beschäftigung mit dem Thema voraus, damit man weiß, wessen man gedenkt, woran erinnert werden soll. Das ist etwas, das in den Biwaks und in den dort vertretenen Vereinen geschieht. Und sie vermitteln ihr Wissen weiter - auf Veranstaltungen, in Schulen, auch an Menschen, die nie freiwillig ein Sachbuch lesen würden. Gedenken und Erinnern 200 Jahre nach der schrecklichen, Europa verändernden Schlacht bei Leipzig erfordert jedoch auch zwingend ein Symbol der Versöhnung. Und dieses Leuchtfeuer strahlte Leipzig von den Biwaks aus. Viele Gruppen, die dort gemeinsam ums Feuer saßen, waren multinational zusammengesetzt - da trugen zum Beispiel Sachsen, Tschechen, Franzosen und Belgier die gleiche Uniform, die der französischen Marinegarde; da ritt ein Schweizer bei den Grimmaer Husaren mit, weil einer seiner Vorfahren einst diesem Regiment angehörte. Das war gelebtes Europa. Mit viel Herzblut und in ehrenamtlicher Arbeit haben unzählige Enthusiasten in dreijähriger Vorbereitungszeit dafür gesorgt und mit der historischen Gefechtsdarstellung eine Geschichtslektion der Spitzenklasse abgeliefert. Dafür verdienen sie höchste Anerkennung. Wenn sie so noch mehr Menschen anregen konnten, sich mit ihrer, mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen, Interesse für Geschichte zu wecken, dann haben sie noch mehr erreicht. Das bleibt, auch wenn das Gedenkjahr jetzt offiziell beendet ist. |
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